Der Herbst ist gerade mit all seiner Pracht da: Das Laub ist wunderschön bunt und der strahlend blaue Himmel lädt zu Ausflügen und Wanderungen ein. Jetzt lohnt sich beispielsweise ein Besuch in Gegenden, in denen gerade das letzte Obst geerntet wird. Im Mostviertel sind dies vor allem Birnen und Äpfel, die – wie der Name der Region bereits andeutet – hauptsächlich zu Most verarbeitet werden.
Most, der in der Antike als mustum bekannt war, ist ein leicht vergorener Fruchtsaft, der aus dem gepressten Obst entsteht. In manchen Gegenden wird zwischen Süßmost (Saft) und saurem Most (vergorene Variante) unterschieden. In Hessen kennt man den Most aus Äpfeln unter dem Namen Äppelwoi (Apfelwein). Moussierende Varianten des Mostes kennen wir als Cidre oder Cider, im Mostviertel erhält man diese häufig als Birnensekt. Hier spielt die Birne übrigens eine derart zentrale Rolle, dass Birnenskultpuren sogar die Mitte fast aller Kreisverkehre zieren.
Die beste Reisezeit
Die beste Reisezeit ins Mostviertel sind der späte Frühling und der Herbst. Wenn die Obstbäume blühen, verwandelt sich die hügelige Landschaft in ein regelrechtes Blütenmeer. Vergleichbar blütenreich finden wir nur das Alte Land. Im Herbst fällt das Licht herrlich weich über die sanften Hügel und morgens zaubert der Nebel eine mystische Stimmung.
Anreise & Verkehrsmittel
Das Mostviertel liegt im Südwesten Niederösterreichs und grenzt direkt an die Steiermark und Oberösterreich. Obwohl die Region für ihre Kulturlandschaft bekannt ist, ist sie touristisch nicht überlaufen. Vielleicht ist dies auch der Grund, warum es hier nicht allzu viele Busse gibt. Mit der Bahn gelangt man sehr gut in die größeren Städte und Orte. Wenn man ins Umland möchte, empfiehlt sich jedoch die Anreise mit dem Auto oder ein Leihwagen.
Sehenswertes
Wer ins Mostviertel reist, sollte auf jeden Fall die Wallfahrtsbasilika Sonntagberg besichtigen. Die Pfarr- und Wallfahrtskirche zur Heiligen Dreifaltigkeit, die 1964 zur Basilika minor erhoben wurde, steht weithin sichtbar wie ein Wahrzeichen auf einem 712m hohen Hügel. Innen ist die nach den Plänen von Josef Munggenast (1706–1717) und Jakob Prandtauer (1718–1732) errichtete Kirche sehr prächtig ausgestattet. Wer die Gelegenheit hat, die Orgel zu hören, sollte dies unbedingt machen. Von außen kann man auf dem Hügel ein wenig flanieren, die Sonne genießen, weit ins Land schauen und im Wirtshaus nebenan essen gehen. Vor allem, wenn man zu Fuß hoch gewandert ist, hat man sich die Stärkung jedenfalls verdient.
Ebenfalls sehr sehenswert ist das Benediktinerstift Seitenstetten, das manchmal als „Vierkanter Gottes“ bezeichnet wird. Denn ähnlich wie die Bauernhäuser ist es in Form eines Vierkanthofs errichtet – nur etwas größer, denn es beherbergt neben dem Konvent auch ein Gymnasium sowie die sehenswerte Stiftsgalerie mit Kunstwerken von der Antike bis in die Gegenwart. Im Stift kann man eine Führung besuchen und im Hofgarten spazieren. Dort finden immer wieder Veranstaltungen wie ein Pflanzenmarkt, Gartentage, Dinner im Hofgarten oder eine Vollmondnacht mit einem Picknick und musikalischer Umrahmung statt. Im Klosterladen erhält man regionale Produkte und im Stiftsmeierhof kann man sich kulinarisch verwöhnen lassen.
Weitere Ausflugsziele im Mostviertel sind das MostBirnHaus in Ardagger, das Mostviertelmuseum in Stadt Haag oder die Mostelleria in Öhling. Dort erfährt man Wissenswertes über das wichtigste Produkt der Region und kann dieses auch verkosten.
Vor allem, wenn man mit Kindern reist, lohnt sich ein Besuch im Tierpark Stadt Haag. Nicht weit entfernt liegen außerdem die Wachau und das Stift Melk sowie die Schallaburg, wo äußerst sehenswerte Ausstellungen gezeigt werden. Außerdem empfehlen wir einen Abstecher nach Steyr und Waidhofen an der Ybbs.
Alle, die es sportlich mögen, kommen zu Fuß beim Wandern oder bei einer Tour mit dem Fahrrad ganz auf ihre Kosten: Denn im Mostviertel kann man wunderbar die Natur genießen. Für alle RadlerInnen ist zum Beispiel der Ybbstalradweg ein heißer Tipp.
Shoppen
Das Mostviertel ist eine sehr ländliche Region, allerdings ist sie durch Autobahn und Zugstrecken sehr gut an größere Städte angebunden. Sehr schnell ist man von dort in Steyr, Amstetten oder St. Pölten, aber in Linz oder Wien ist man relativ rasch. Als Mitbringsel aus dem Mostviertel empfehlen wir Most, Fruchtsaft, Schnaps oder Likör, Obst und Marmeladen, aber auch andere regionale Köstlichkeiten wie Speck oder Käse.
Muss man nicht unbedingt machen
Das Mostviertel ist kein Verwaltungsbezirk, sondern liegt im Wesentlichen im Bezirk Amstetten. Die Bezirkshauptstadt ist aber leider nicht allzu sehenswert. Man kann dort zwar alles kaufen, was man benötigt, schön ist aber leider anders, weswegen wir diesen Abstecher nicht unbedingt empfehlen.
Kulinarik
In und um das Mostviertel gibt es viele Restaurants, die wir sehr empfehlen können. Sehr gut finden wir beispielsweise den Stiftsmeierhof in Seitenstetten, der Mostviertlerwirt Ott (ebenfalls in Seitenstetten), den Fischerwirt in Ernsthofen oder den Schlosswirt in Waidhofen. Gut gegessen haben wir auch schon im Gasthof Pillgrab zur Linde in St. Valentin. Dort ist das Restaurant am Teich ebenfalls sehr beliebt. Sehr gemütlich sind auch die Grillabende oder die Wildwochen im Gasthaus Wendtner in Ertl. Besonders schön sind auch die vielen Mostheurigen, die neben einer zünftigen Jause häufig mit idyllischer Lage und grandioser Aussicht punkten. Vor dem Besuch bei letztgenannten recherchiert man vorher am besten noch die Öffnungszeiten. Denn Straußenwirtschaften bzw. Heurige haben bekanntlich nicht durchgehend geöffnet.
Die Küche des Mostviertels
Die Rezepte des Mostviertels sind vielfältig. Neben in ganz Österreich verbreiteten Gerichten wird hier häufig mit Obst gearbeitet – Äpfeln, Birnen und Kornelkirschen, die als „Dirndl(n)“ bezeichnet werden. Typisch für die Region sind z.B. Mostkekse, Mostpudding, Most(schaum)suppe, Bauernkrapfen, Grammelknödel und verschiedene Braten. Auch Kürbisgerichte oder Fisch sind typisch.
Mostpudding
Beim Most- oder Bröselpudding handelt es sich eigentlich um die Mostviertler Variante des „besoffenen Kapuziners“.
Für die Küchlein
- 4 Eier
- 200g Zucker
- 200g (Semmel-)Brösel
- 1 Prise Salz
Zum Tränken
- 1 l Most
- 1 Zimtstange
- 2 Zitronen mit unbehandelter Schale
- 1 Sternanis
- 3 Kardamomkapseln
- Zucker oder Honig nach Bedarf
Schritt 1: Die Eier trennen, den Dotter mit dem Zucker schaumig schlagen. Zum Eiklar eine Prise Salz geben und zu Eischnee schlagen. Die Brösel mit dem schaumig geschlagenen Zucker-Dotter-Gemisch verrühren, den Schnee vorsichtig unterheben. Das Ganze nun in kleine Förmchen geben und bei 180°C Ober-/Unterhitze für ca. 15–20 Minuten backen. Wenn die Küchlein goldbraun sind, sind sie fertig.
Schritt 2: Die Kardamomkapseln aufbrechen und die Gewürze in den Most geben. Die Zitrone waschen und in Scheiben schneiden und hinzugeben. Den Most nun erhitzen, allerdings nicht kochen lassen. Zugedeckt für ca. 15–20 Minuten erwärmen, mit Honig oder Zucker nach Bedarf süßen. Allerdings sollte dies nicht zu süß werden, da sich aus dem Schober Zucker lösen wird.
Schritt 3: Die fertigen Küchlein in eine tiefe Schale stellen und den heißen Most hineingießen. Die Küchlein dürfen dabei nicht übergossen werden, da sie sonst zerfallen. Alles für etwa eine halbe Stunde stehen lassen, bis die Küchlein vollgesogen sind. Je nach Jahreszeit heiß oder kalt servieren. Wer möchte.
Tipp: Häufig sieht man, dass die Mostschober mit Puderzucker oder Sahne serviert werden. Markus findet jedoch, dass der Reiz in dem Gericht darin besteht, dass sie quasi fettfrei sind. Sahne oder Puderzucker halten nur dann, wenn die Küchlein zu trocken sind – dies ist jedoch eigentlich nicht erwünscht.
Tolle Fotos und Rezepte! Vielen Dank dafür.
Liebe Grüße Monika
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