„La Serenissima“ – „die Durchlauchtigste“ – lautet der Beiname von Venedig. Die Leibspeis findet: zu recht und hat im Frühsommer einen Abstecher in die Metropole an der Lagune gemacht.
Die beste Reisezeit
Über die beste Jahreszeit lässt sich fast bei allen Reisezielen trefflich streiten. Dies gilt auch für Venedig, wo gerade der Karneval polarisiert: Was für die einen das Ereignis des Jahres schlechthin darstellt, ist für die anderen der pure Albtraum einer überlaufenen Stadt. Wer den Karneval miterleben möchte, ist natürlich mit der Fünften Jahreszeit gut beraten. Ansonsten empfehlen wir den Frühling bis frühen Sommer sowie den späteren Herbst. Letzter gilt als Geheimtipp, denn gerade im Oktober und November taucht der Nebel die Stadt in ein mystisches Licht und es ist noch immer angenehm warm. Gleichzeitig gibt es keine endlosen Schlangen von Touristenströmen mehr.
Anreise & Verkehrsmittel
Venedig ist wunderbar mit dem Zug zu erreichen, der Bahnhof Venezia Santa Lucia liegt direkt im centro storico, dem historischen Zentrum der Stadt. Insbesondere vom süddeutschen Raum aus sind es nur wenige Stunden Fahrtzeit, sodass sich bereits ein kurzer Wochenendbesuch sehr lohnt. Einmal angekommen empfiehlt es sich, zu Fuß oder per Boot die Stadt zu erkunden. Bei den meisten Linien des öffentlichen Nahverkehrs handelt es sich um vaporetti, d.h. Boote, die Zugegebenermaßen ist das nicht ganz billig und man sollte auf jeden Fall über den Kauf einer Zeitkarte oder einer VeneziaUnica-Card nachdenken. An einigen Stellen legen auch die wesentlich günstigeren Fähren (traghetti) ab, die einen von der einen auf die andere Seite des Canal Grande befördern.
Sehenswertes
Auch, wenn es ein wenig abgedroschen ist: Die klassischen Sehenswürdigkeiten wie den Markusplatz und die Markuskirche, den Dogenpalast, die Rialto– und die Seufzerbrücke sollte man auf jeden Fall gesehen haben. Ein Besuch des Markusplatzes empfiehlt sich am frühen Morgen, wenn noch nicht allzu viel los ist.
Doch nicht nur die Markuskirche ist eindrucksvoll – auch die Kirchen Santa Maria della Salute, San Giorgio Maggiore, San Zaccaria und Zanipolo – die Klosterkirche der Dominikaner, die eigentlich Santi Giovanni e Paolo heißt – sind einen Blick wert.
Apropos religiöses Leben: Äußerst sehenswert ist der jüdische Bezirk in Venedig, welches im Stadtteil Cannaregio liegt. Das Ghetto vecchio stellt das älteste europäische Ghetto dar, in dem die jüdische Bevölkerung bis zum Ende der Republik getrennt von den übrigen Einwohnern lebte. Hier kann man das Museo Ebraico sowie – nach Anmeldung im Rahmen einer Führung – die Synagogen besichtigen. Unbedingt sollte dies kulinarisch in einem der Restaurants oder einer Bäckerei abschließen.
Außerdem können wir einen Abstecher in die Oper La Fenice empfehlen, wobei man rechtzeitig Karten reservieren sollte. Übrigens wird meist nach jedem Akt eine Pause eingelegt, die man wunderbar mit einem Gläschen Prosecco verbringen kann, während man durch die Räume lustwandelt. Gut zu wissen ist, dass man Bestellung bereits im Voraus an der Kasse neben der Bar tätigen kann und in der Pause nur mehr den scontrino, also den Rechnungsbeleg vorzeigen muss.
Ein Muss für alle Kunstinteressierten ist ein Besuch der zahlreichen Museen und Kunstsammlungen wie zum Beispiel die Accademia sowie die Biennale di Venezia – die internationale Kunstausstellung findet bereits seit 1895 alle zwei Jahre statt. Von der Biennale wird seit dem Jahr 1999 auch die Schiffswerft, das Arsenale, genutzt. Die Geschichte der Hallen, die in ihrer heutigen Form im 16. Jahrhundert errichtet wurden, geht bis ins Jahr 1104 zurück und spiegelt einen wesentlichen Aspekt des wirtschaftlichen Aufstiegs der Stadt wider.
Sehr schön sind übrigens auch die Inseln Burano, die für die Spitzenherstellung bekannt ist, die Garteninsel Sant’Erasmo und natürlich der Lido di Venezia, der die Lagune vom Meer trennt. Alle drei Ziele erreicht man bequem mit dem Vaporetto.
Shoppen
Die Einkaufsstraße oder große Shoppingcenter gibt es in Venedig nicht. Doch überall über die Altstadt verteilt finden sich spannende Geschäfte. Vor allem in den Seitengässchen abseits des Canal Grande findet sich das eine oder andere interessante Geschäft, in dem man besonderen Schmuck, Kleidung, Karnevalsmasken, Murano-Glas, Leder, Marmorpapier, Antiquitäten, Wein oder andere Spezialitäten bekommt. Zugegeben: Wer Qualitätsprodukte statt kitschigen Souvenirs kauft, wird feststellen, dass Venedig nicht ganz billig ist. Doch vor allem Traditionsprodukte sind dennoch oft preisgünstiger als jenseits der Alpen. Lohnenswert ist übrigens auch ein frühmorgendlicher Blick auf den Fischmarkt direkt unter der Rialto-Brücke.
Muss man nicht unbedingt machen
Nachdem wir schon mehrfach auf den Massentourismus hingewiesen haben: Die Anreise per Kreuzfahrtschiff zählt auf alle Fälle zu den Dingen, von denen abzuraten ist. Denn die gigantischen Schiffe bieten nicht nur einen grotesken Anblick angesichts der engen Stadt mit den niedrigen Häusern. Die Kreuzfahrtschiffe tragen einen Großteil zur Luftverschmutzung der Lagunenstadt bei und bedrohen das ökologische Gleichgewicht. Durch die massive Wasserverdrängung entstehen Wellen, die das Mauerwerk der historischen Gebäude bröckeln lassen. Und sie bringen viel zu viele Menschen auf einmal ins Zentrum: In Scharen schwärmen die Reisenden aus und versuchen, binnen kürzester Zeit möglichst alle Sehenswürdigkeiten abzuklappern, um pünktlich zur Abfahrt wieder auf dem Riesen zu sein. Dabei geben sie vor Ort in der Regel kaum Geld aus.
Auch Kaffee trinken auf dem Markusplatz, der Kauf von Venedig-Souvenirs an Touristenständen oder eine Fahrt mit einer Gondel, die schnell ins Geld gehen kann (so gut kann der Gondoliere gar nicht singen!), sind nicht unbedingt empfehlenswert. Wer von der Gondelfahrt doch nicht lassen kann, sollte zumindest vor Fahrtantritt den Preis vereinbaren, um keine bösen Überraschungen zu erleben.
Außerdem sollte man sich überlegen, ob und wenn ja zu welcher Tages- und Jahreszeit man nach Murano fährt. Gemütlicher ist es (noch) auf der etwas unbekannteren Schwesterinsel Burano.
Und schließlich sollte man nicht „Canale Grande“ sagen: Das outet einen prompt als unkundigen Touristen, denn der „Canal“ kommt ohne ein E aus.
Cafés & Bars
In Venedig gibt es zahlreiche Cafés und Bars, in denen man sich eine Erfrischung, einen caffè oder einen aperitivo gönnen kann. Hier empfehlen wir vor allem, sich im Viertel Cannaregio umzusehen. In der 1931 eröffneten Harry’s Bar wurde übrigens der Bellini, ein Cocktail aus Proscecco und Pfirsichmark, sowie das Carpaccio erfunden. Die Bar, die Ernest Hemingway in seinem Roman „Across the River and into the Trees“ verewigte, war in den 1950er Jahren ein beliebter Treffpunkt des Jetsets. Ansonsten empfehlen wir, sich einfach in der Stadt ein wenig treiben zu lassen.
Restaurants
In Venedig nicht in eine Touristenfalle zu tappen, ist zwar nicht immer leicht, aber nicht unmöglich: Wir finden, dass es sehr viele ausgezeichnete Restaurants gibt. Bei der Auswahl hilft auf jeden Fall ein Blick auf diverse Bewertungsplattformen und Homepages. Außerdem haben wir festgestellt, dass sich in kulinarischer Hinsicht ebenfalls ein Blick in die Seitenstraßen und ruhigeren Sestiere lohnt.
Venezianische Küche
Die venezianische Küche lebt vor allem von Fisch und Meeresfrüchten: frittierte Meeresfrüchte, sarde in saor (marinierte Sardellen) oder pasta nero di seppia sind typisch venezianische Gerichte. Auch risi e bisi, also Risotto mit Erbsen kommt aus dieser Gegend. Und dann wäre da noch Leber. Ja, richtig gehört: Bei fegato alla Veneziana handelt es sich um eine Speise, die in ganz Italien bekannt ist. Wesentlicher Bestandteil sind Leber und Zwiebeln.
Wir haben das Gericht mit etwas Mangold und Paprika verfeinert und zusammen mit Mafaldine serviert.
Fegato alla veneziana con Mafaldine
Die Angaben reichen für 2 Personen:
- 250g Kalbsleber
- ca. 100–150g Zwiebeln
- eine Hand voll Mangold oder Blattspinat
- 1/2 Paprika
- etwas Olivenöl
- etwas Weißwein
- ein wenig Petersilie
- Salz
- Pfeffer
- Mafaldine
Schritt 1: Zunächst die Zwiebeln häuten und in dünne Ringe schneiden. Petersilie waschen und hacken. Mangold bzw. Blattspinat und Paprika ebenfalls waschen und klein schneiden.
Schritt 2: Die Leber wird je nach Belieben in Streifen bzw. Stücke geschnitten.
Schritt 3: In einer Pfanne Olivenöl erhitzen, die Zwiebeln hinein geben und anbraten, bis sie leicht bräunen. Nun kommen Mangold bzw. Blattspinat und Paprika in die Pfanne.
Schritt 4: Währenddessen in einem Topf Wasser aufstellen, erhitzen und die Mafaldine nach Packungsanleitung zubereiten.
Schritt 5: Die Zwiebeln mit etwas Weißwein aufgießen, Petersilie hinzugeben und rühren. Nun kommt die Leber dazu, die für rund 5 Minuten gebraten wird. Wichtig ist, diese häufig zu wenden. Zum Schluss mit Salz und Pfeffer würzen.
Schritt 6: Die Mafaldine abgießen und auf Tellern anrichten. Die Leberstückchen werden darauf gesetzt und das restliche Gemüse bzw. die Sauce verteilt. Buon appetito!
Schöner, interessanter Bericht mit tollen Bildern.
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Das freut uns sehr – wir hoffen, wir haben ein wenig Reiselust verbreitet!
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Danke für das Rezept. Der Valpolicella steht schon bereit.
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